Psycho München 4: Die geheimen Bier-Duschen

In München sind wir gerade mitten in der 5. Jahreszeit. Wer die nicht kennt:

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Alles klar?

Für alle diejenigen, die nicht regelmäßig auf die Wiesn gehen, braucht es jetzt ein paar Erläuterungen. Normalerweise hat ja eine Maß einen Liter Inhalt. Durch Hochgeschwindigkeitszapfen sind manchmal ein paar Milliliter weniger im Krug. Was aber keinen stört, denn die Vorräte sind unbegrenzt und das Bier ohnehin so teuer, dass es schon egal ist.

Trotzdem kommt es gelegentlich vor, dass die eine oder andere Maß nicht ausgetrunken wird. Sei es, weil sich der Gast überschätzt hat und der achte Liter einfach nicht mehr reinwill, sei es, dass der Gast (mangels Training) bereits nach der halben Maß unter dem Tisch liegt, sei es, weil der Gast einfach den Weg von der Toilette zu seinem Tisch nicht mehr findet und orientierungslos durchs Zelt torkelt.

Und da entsteht jetzt ein echtes Problem. Neben dem Reinheitsgebot gibt es in Bayern ja noch den so genannten Biererhaltungssatz (BES). Viele kennen ihn nicht. Ähnlich dem Energieerhaltungssatz, der aussagt, dass die Energie in einem geschlossenen System immer gleich bleibt, beinhaltet der BES das Verbot, Bier verkommen zu lassen. Der Kreislauf aus Anbau (Hopfen und Gerste), Brauwesen und Konsum muss geschlossen bleiben. Die Wiesn-Bedienungen können das in den Maßkrügen verbleibende Bier also nicht einfach wegschütten. das wäre sowohl ein Sakrileg als auch nach dem BES strafbar.

Andererseits mag das lacke Bier aus den alten Krügen keiner mehr trinken. Was soll man also damit machen?

In historischen Zeiten wurde das Restbier gesammelt und an die Armen ausgegeben. Heutzutage geht man einen anderen Weg.

An ganz bestimmten Stellen in München gibt es so genannte Bierduschen. Die Idee dazu stammt von den Meisterfeiern des FC Bayern München, in denen die Wirkung extern angewandten Bieres seit Jahren untersucht wird.
Das in den Maßkrügen verbleibende Getränk wird über ein Schlauchsystem in einen Verteiler gepumpt, aus dem wiederum die Bierduschen gespeist werden:

 

 

So eine Bierdusche ist natürlich kostenlos. Das Bier hat eine pflegende Wirkung auf die bayerische Haut und fördert den Haarwuchs. Es ist jedem Vorbeikommenden freigestellt, sich (unter Einhaltung gewisser Grenzen betreffend die Erregung öffentlichen Ärgernisses) zu duschen oder auch zu trinken. Allerdings werden die Duschen kaum genutzt. Selbst den Einheimischen sind die meist etwas versteckt liegenden Lokalitäten nicht immer bekannt.
Für den Psychostadtbummler ist das Aufspüren der Bierduschen aber Ehrensache.

Denn eigentlich ist es so einfach: Man erkennt die Stellen daran, dass nach Beendigung der Wiesn dort Hopfen und Gerste angebaut wird. Viele Plätze innerhalb Münchens kommen da ja nicht in Frage. Aber der BES verlangt, dass nichts verschwendet wird und deshalb keimen ab Mitte Oktober an diesen Orten Wintergerste und Winterhopfen. Die saugen dann das Bier, das im Erdreich versickert ist, gleich wieder raus. Damit nichts verkommt.

Prost München

Peter Teuschel

9 Responses
  1. Na bitte – verwirren Sie mich nicht endgültig gg
    das „Biererhaltungssatz (BES)“ ist ja wohl ein WITZ, gell!!

    waren sie schon mal oktoberfest? gg

  2. Hallo,
    endlich wurde dieses Gesetz eingeführt ! Wurde auch Zeit.
    Diese unendlichen Petitionen und Verhandlungen.
    Wissen schon was Bundesweit geplant ist ?
    Ich denke das Stuttgart dieses Gesetz auch sehr bald einführen wird.

  3. Sie hätten das überflüssige Bier an unsere Schüler ausgeben können; wir haben auf dem Weg gen Schüleraustausch in München Station gemacht und sind um das Wiesngelände rumgefahren. Das war ein bisschen … gruselig.
    Aber bevor das gute Bier verkommt … und es ist ja auch so teuer und so …

    • Bier an Schüler?
      Eulen nach Athen?
      Das mit dem „gruselig“ klingt so, als würde daraus ein spannender Blogbeitrag auf frauhilde entstehen. Oder gibts den schon?

      Herzliche Grüße!

      • Na ja, da man hier nicht mit Weißbier, sondern Rieslingschorle aufwächst, wäre Bier schon eine willkommene Abwechslung.

        Und am Blogbeitrag bastle ich; der muss gnadenlos anonymisiert werden, sonst Problem … 😉

        • Dann bin ich mal gespannt. „Rieslingschorle“ klingt für Münchner Ohren übrigens wie ein Begriff aus einem Fischkochbuch. So ähnlich wie Saiblingsfilet. Wobei ich persönlich einen guten Wein jederzeit einem Bier vorziehe. Außer auf der Wiesn natürlich.

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